Der Roland geht um
Gardelegen hat in seiner über 1000 jährigen Geschichte mehrere Rolande besessen. Der erste wurde 1526 von einem Feuer so schwer beschädigt, dass 1564 ein neuer Roland aufgestellt werden musste. Dieser wiederum wurde durch ein Feuer 1667 mürbe. Der Brandstiftung angeklagt und zum Tode durch Rädern, Schleifen und Brennen verurteilt, wurde die Magd Elfriede Schulze. Ihr Geständnis wurde durch hochnotpeinliche Befragung (Folter) erzwungen. Es ist ziemlich sicher, dass sie nur wegen der unmenschlichen Qualen gestand und eigentlich unschuldig war.
Der Roland hielt mehr recht als schlecht bis zur Nacht des 18. April 1727 wo er dann endgültig zusammenfiel. Seine Trümmer lagen 100 Jahre vor dem Rathaus, bis in einer kalten Winternacht Bürger die Überreste gestohlen und ein Loch in der Stadtmauer damit gestopft haben. Sie hatten alle Lichter gelöscht und Stroh um die Wagenräder und Hufe der Pferde gebunden, um nicht von Nachtwächter und Türmer im Hausmannsturm gehört zu werden.
Der Frevel an der unschuldigen Magd und am Roland blieb nicht ohne Folgen:
Alle hundert Jahre, wenn die Brandnacht sich jährt, steigt der Roland aus der Stadtmauer, begibt sich zur Stelle an der die verurteilte Magd verscharrt wurde und zusammen warten sie dort wo 1667 der Brand ausbrach und fordern Gerechtigkeit für alle Bürger der Stadt. Es heißt: nur wer noch nie Unrechtes tat, kann sie sehen und sollte jemand die Unwahrheit sagen, so wird er sofort tot umfallen. Lange schon sollen sie nicht mehr gesehen worden sein.